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Aktuelles

Seminar: Astronomie und Glaube (Praxis)

Am Wochenende vom 24.-26.3.2023 fand im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach das Seminar Astronomie und Glaube (Praxis) statt. Eine gute Gruppe interessierter Teilnehmer traf sich dazu mit den Kursleitern Uwe Schultheiß (untenstehender Bericht) und P. Christoph Gerhard.

Nach dem Freitagabendessen trafen sich die Teilnehmer zu einem ersten Kennenlernen im Gruppenraum. Anhand kosmischer Aufnahmen, die in der Klostersternwarte entstanden, fand man einen persönlichen Zugang zu Gottes gewaltiger Schöpfung und den unendlichen Weiten des Weltalls. Eigene Erfahrungen und Erlebnisse konnten berichtet und erste Fragen ausgetauscht werden.

Mit Spannung wurde bereits im Vorfeld von den Referenten die Wettervorhersage für den Abend analysiert. Die Chancen für einen Blick in den Himmel standen trotz eines verregneten Mittags und wechselhafter Aussichten dann doch gar nicht so schlecht. Nachdem die letzten Regenschauer verzogen waren, klarte es tatsächlich auf. Die Wolkenlücke wollten sich alle Beteiligten nicht entgehen lassen und so wurde der sternklare Himmel gleich genutzt, um der Klostersternwarte einen Besuch abzustatten. Uwe Schultheiß baute vor der Warte seinen Dobson auf, während Pater Christoph in der Sternwarte mit mehreren Teleskopen Ansichten in den Weltraum ermöglichte. Der abnehmende Mond, Venus, offene Sternhaufen, Galaxien und andere kosmische Schönheiten des Frühlingsternhimmel begeisterten beim Blick durch die Okulare.

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© alle Bilder Uwe Schultheiß, Text: Uwe Schultheiß & P. Christoph Gerhard

P. Christoph gelang es den Erdnahen Asteroiden 2023 DZ2, der deutlich innerhalb der Mondbahn an der Erde vorbeiflog, fotografisch zu beobachten. Teilnehmer, die am Teleskop visuell beobachteten, konnten den Himmelskörper von 60 m am Bildschirm verfolgen, wie er über den Sternhimmel zog. Leider war er für eine visuelle Beobachtung an den Geräten noch zu lichtschwach, als dass wir ihn selbst mit dem Auge hätten sehen können.

Sternbilder wurden erklärt, während nebenbei die ISS hell ihre Bahn zog. Eine helle Sternschnuppe ließ es sich ebenfalls nicht nehmen am Himmel zu glänzen. Daneben wurden allerlei Erklärungen zu den Objekten gegeben und die zahlreichen Fragen dazu beantwortet. Gegen 22:00 Uhr zog es von Westen her wieder zu. Das Fenster zum Himmel blieb danach verschlossen.

Am Samstagmorgen erläuterte P. Christoph in einem Vortrag den Zusammenhang zwischen Forschung und dem klösterlichem Auftrag der Benediktiner Gott zu suchen. Hierzu wurde die Bedeutung wissenschaftlicher Arbeitsweise bei den Mönchen näher beleuchtet. Schon im Mittelalter bediente man sich einer „Himmelsuhr“, deren Verständnis und Sinn sich erst beim Blick auf den Himmel vor gut 1000 Jahren erschließt. Polaris fungierte damals als Zeiger, welcher sich am Himmel scheinbar um einen kleinen Stern HR 4893 im Sternbild Giraffe bewegte.

Bis heute existieren klösterliche Sternwarten bis hin zur Sternwarte des Vatikans und die Erforschung des Universums bleibt auch in Münsterschwarzach fester Bestandteil klösterlicher Arbeit.

Uwe Schultheiß hatte verschiedene Teleskope für einen Praxisblock im Gepäck. Vom Blick mit bloßem Auge über die Fernglas-Beobachtung beschrieb er den Zugang zum Einsatz eines Teleskops. Er demonstrierte den praktischen Umgang mit der Technik. Aufbau, Einrichtung und Steuerung konnte die Gruppe hautnah verfolgen und durfte auch Hand anlegen.

Bis zur Mittagspause wurden die Verbindungen zwischen Glaube – Schöpfung - Astronomie und Wissenschaft weiter vertieft und miteinander diskutiert. Die Fragen nach den Grenzen des Begreifbaren standen im Raum, aber auch die Beziehung des Menschen zu einem Schöpfer und der Zugang zu Gottesbildern.

Die Verantwortung des Menschen für die Natur und die Schöpfung stand am Nachmittag auf dem Programm. Diese brandaktuelle Thematik verdeutlichte P. Christoph anhand einer Präsentation. Der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen und erneuerbaren Energien am Beispiel des Klosters Münsterschwarzach, welches mittlerweile mehr als CO2 neutral wirtschaftet, beeindruckte die Zuhörer.

Die Frage, ob der Mensch als vielleicht einziges intelligentes Wesen im Universum die Folgen seines Daseins und seines Umgangs mit der Natur und allen Geschöpfen noch in Händen hält, wurde daraufhin rege diskutiert.

Dass in Bibelstellen, in den Psalmen und vor allem in den Hymnen der klösterlichen Tagesgebete sowohl der Sternhimmel und die Schöpfung eine herausragende Bedeutung einnimmt, konnten die Kursteilnehmer bei der Suche in den Texten in Kleingruppen feststellen.

 Ausgesuchte Sätze und Psalm-Abschnitte durften im Anschluss in die Gestaltung eines digitales Büchlein einfließen, das auf dem I-Pad erstellt wurde. So wurden die wunderbaren Astro-Aufnahmen, die P. Christoph zur Verfügung stellte mit eigenen Worten und Textstellen aus der Bibel und den Hymnen verziert. Schnell waren bei den Gästen mehrere Seiten zusammengestellt. Der Umgang mit der beinahe selbsterklärenden Software bereitete allen viel Freude. Schließlich versprach Uwe Schultheiß, dass er das Digi-Book per Mail am Ende des Wochenendes jedem zukommen lassen würde. Dem Wunsch eines zusammengefassten Gruppenbuchs gab er gerne seine Zusage.

Gegen Abend wurde „unser Platz“ im Kosmos und die Würde des Menschen besprochen. Das Bewusstsein, dass das existierende Universum quasi auf Leben angelegt ist und dennoch das Leben der Erde an zahlreichen Zufällen hängt fesselte alle Personen und warf wiederum neue Fragen nach einem Schöpfer-Gott auf, die die Referenten aus ihrer Sicht beantworteten.

Bericht: Uwe Schultheiß

Eine zweite Runde an der Sternwarte unter freiem Himmel war am Samstagabend auf Grund des schlechten Wetters nicht gegeben. Uwe Schultheiß erläuterte alternativ mit einem Planetarium-Programm Planung und Möglichkeiten der astronomischen Beobachtung.

Nach der Umstellung der Uhr auf die Sommerzeit traf man sich am Sonntagmorgen. Ein Sinnesspaziergang, angelehnt an den Psalm 104 führte die Gruppe trotz Regenwetters hinaus zu Plätzen, an denen Wasser und Luft achtsam wahrgenommen wurden.

„Sonne“, Licht und Wunder der Schöpfung konnten durch kleine Geschichten im Seminarraum von Uwe Schultheiß erfahrbar gemacht werden. Sich in Achtsamkeit üben als wertvolle Fähigkeit des Menschen bewahren war Ziel dieser kleinen Einheit.

Nach einer Feedback-Runde verabschiedeten die Referenten von ihren Gästen mit einem irischen Reisesegen. Die Zeit im Kloster im Rhythmus der Gebetszeiten, der Ruhephasen und den dazwischenliegenden Kursinhalten verging wie im Flug. Sicherlich werden einige bald wieder nach Münsterschwarzach zurückkehren.

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