Seminar: Astronomie und die Frage nach Gott
Uwe Schultheiß und P. Christoph Gerhard boten Ende Oktober 2025 erneut das bewährte Kursformat „Astronomie und die Frage nach Gott“ im Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach an. Seit über zehn Jahren sind sie in diesem Feld tätig, und in jedem der Kurse war eine Himmelsbeobachtung möglich.
Das Thema ist ansprechend, für astronomische „Laien“, Theologen und naturwissenschaftlich Gebildete. Insgesamt war die Gruppe diesmal ohne größere astronomische Kenntnisse. Ein "Fenster zum Himmel" wollten wir auf alle Fälle bieten, obwohl das Wetter denkbar schlecht für das Wochenende vorhergesagt war. Stets ermöglichen auch die Tage den Besuch der Gebetszeiten und Gottesdiensten mit den Mönchen in der Kirche.
Nach der Begrüßungsrunde, in der die Kursteilnehmer ihre Erfahrungen mit Hilfe von Sternbildkärtchen und Christophs Astroaufnahmen einbringen konnten, führten wir sie mit einer Präsentation in die Weiten des Weltalls ein.
Am zweiten Tag stand dann der historische Zugang zur klösterlichen Himmelsbeobachtung bis heute auf dem Plan. Christoph führte aus, dass Tagesstrukturen und die Festlegung des Osterfestes über die Himmelsbeobachtung von Sonne, Mond und Gestirnen festgelegt wurde.
Überall auf der Welt hat der Mensch Riten und Vorstellungen zum Leben nach dem Tod. Der Mensch trägt eine Vorstellung in sich. dass mit dem Tod nicht alles beendet ist und stellt die Sinnfrage. Wie dies in das Lebens- und Weltbild passt, wurde in Kleingruppen besprochen.
In die Grundlagen und die Arbeitsweisen der Wissenschaft und der praktische Umgang mit Teleskopen führte Uwe Schultheiß ein. Dazu wurden die unterschiedlichen Geräte gezeigt, aufgebaut und auf den Einsatz damit eingegangen.
Am Nachmittag ging es dann weiter mit einer Bibelarbeit. Anhand von Psalmen und anderen Bibelstellen wurden verschiedene Gottesvorstellungen deutlich. Dazu wurden eigene Erfahrungen ausgetauscht in Gruppen. Das anschließende Gespräch im Plenum ist immer ein sehr wertvoller Baustein unseres Kurses.
Dass Wissenschaft innerhalb der kosmischen Grenzen „gefangen“ bleibt und es kein „davor“ oder „dahinter“ gibt, beschäftigte die Gruppe gegen Abend. Die Grenzen des Kosmos und die unterschiedlichen kosmologischen Modelle wurden diskutiert.
Nach dem Abendessen wurde auf Grund der anhaltend schlechten Wetterlage auf den Umgang mit Planetariums-Software zurückgegriffen. Die verschiedenen Möglichkeiten und Simulationen beeindruckten die Gäste, ersetzen jedoch nicht den Blick durch ein Teleskop unter klarem Himmel!
Für 6.00 Uhr war am Sonntagmorgen eine Wolkenlücke gemeldet, die wir als Beobachtungsfenster anboten. Gegen 5.45 Uhr trafen sich immerhin acht mutige Teilnehmer vor dem Gästehaus. Einzelne Sterne blitzten aus Wolkenlücken hervor und der leichte Nieselregen hinderte nicht daran, zur Sternwarte zu gehen. Der Regen hörte auf und schnell waren auch der Dobson und das Bino aufgebaut, die Sternwarte geöffnet und die ersten Objekte konnten beobachtet werden. Highlight war Jupiter, der sehr ruhig in den Okularen stand. Der Orionnebel konnte im Bino nebenher betrachtet werden und auch die Andromeda-Galaxie, der doppelte offene Sternhaufen H- und Chi Persei, das Siebengestirn, die Plejaden, der Kugelsternhaufen M 15 und der Stern Castor in den Zwillingen als Doppelstern war schnell eingestellt.

Jupiter am Morgen des 31.10.2025 gegen 6:10 MEZ im Refraktor der Klostersternwarte aufgenommen:

Dass das Glück mit den Mutigen ist, wusste schon Alexander der Große und so konnten wir auch in diesem Kurs wieder einen Blick zum Himmel genießen und die astronomische Beobachtung ermöglichen.
Nach dem Konventamt am Sonntag thematisierten wir erste Rückmeldungen, die Himmelsbeobachtung am Morgen, sowie die Kostbarkeit der Schöpfung, die uns geschenkt ist. Mit einer Achtsamkeitsübung und dem „Staunen“, das wir uns bewahren dürfen, stiegen wir tiefer in unser Thema ein.
Die Zugänge zum Glauben und zu einer Gottesvorstellung sind so unterschiedlich wie die eigenen Erfahrungen sind. Wir Menschen können in diesem riesigen Universum trotzdem über „den Tellerrand“ blicken und dürfen uns nicht nur „klein“ fühlen, sondern auch groß und weit denken. Beides bezeichnet die Demut: die Größe und Kleinheit von uns Menschen!
Die Zeit verging im Flug und nach der Abschlussrunde und dem wunderbaren Sonntagsessen (wie immer), hieß es Abschied nehmen von der Gruppe, die sich rundum wohl fühlte. (Rückblick mit Fotos von Uwe Schultheiß und P. Christoph)