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Saturn, Mars und vieles mehr

Beobachtungsbericht vom 6.8.2018 – Die warmen, klaren Nächte müssen unbedingt genutzt werden. So trafen sich vier Sternfreunde, um die Sternwarte in Lindelbach mal wieder richtig zu entstauben. Gegen 22:00 Uhr erreichten zeitgleich mit der ISS die letzten Gäste den Beobachtungstreffpunkt. Gemeinsam erkundeten wir die Weiten des Alls. Ein Beobachtungsbericht von Uwe Schultheiß und P. Christoph Gerhard.

Christoph dirigierte Ralf am Filterrad, um Aufnahmedaten von Saturn in den Rechner zu speisen.
Die Hände huschten über die Tastatur, um die notwendigen Einstellungen zum richtigen Zeitpunkt bei den verschiedenen Filtern zu treffen - das bestmögliche Ergebnis als Zielvorgabe in Gedanken. Der Herr der Ringe war im 8-Zoll (20 cm) Apo ein echter Blickfang und ein ansehnliches Ergebnis kam dabei heraus.

 P. Christoph Gerhard OSB, Ralf Mündlein

Die Luftruhe war sehr wechselhaft. Zwischen hochfrequentem Zucken und langsamem Wabbeln gab es auch ruhige, gewinnbringende Momente, was sich später auch an Mars zeigte. Nachdem die Aufnahme im Kasten war, gingen wir vier zur einzig wahren, ehrlichen Nachttätigkeit über - der visuellen Beobachtung. Nur unsere Augen und das Sternlicht! Ab und an sauste eine helle Schnuppe vor dem Kuppelspalt vorbei.

Wir stellten vorrangig die "Highlights" ein, um vergleichen zu können, was welche Teleskopgröße zeigen kann. Neben dem 20 cm Linsenteleskop befand sich ein 40 cm Spiegelteleskop. Die Sternabbildung war freilich im Linsenteleskop unschlagbar schön, während der "Lichteimer" in der flackernden Luft eher fein aufgeblähte Sternlein Preis gab. In Sachen Auflösung und Deep-Sky-Fähigkeiten punktete dafür der große Spiegel.

Die beiden Kugelsternhaufen M 13 und M 92 konnten auf diese Weise gut miteinander verglichen werden und die ovale Form des Messier 92 trat deutlich zu tage. Oder bei der riesigen Edge On Galaxie NGC 5907 war im großen Spiegel sofort das Staubband sichtlich, während M 102 "gemoddelt" daher kam. Was für Knaller! Ein Schwenk hinauf hoch in den Zenit führte uns zum Ringnebel M 57. Hier gaben wir dann richtig Gas, um den Zentralstern zu erhaschen. Die 1000fache Vergrößerung am Spiegelteleskop machte es möglich!

Das Doppel-Doppel (Epsilon Lyra) wurde von beiden Geräten lehrbuchmäßig getrennt und machten noch einmal die wesentlich bessere Sternabbildung im Linsenteleskop deutlich.
Es folgte NGC 7008, der Embryonebel. - Ein wunderbares Objekt, an dem wir auch eine Weile hängen blieben. Die Kombination aus Sternchen und Nebel sind einfach faszinierend. Man entdeckt daneben deutliche Helligkeitsunterschiede im Objekt. Dadurch erscheint es sehr lebhaft und plastisch.
Dann sollte noch die Hexenhand und den Sturmvogel eingefangen werden. Mit OIII - und UHC - Filter machten wir es uns einfach. Der Cirrus - Komplex mit seinen Filamenten, Knoten und Fetzen war damit auch der Höhepunkt für unseren Gast. Dass der Stern 52 Cygni ein wunderschöner Doppelstern "rot und blau"... ist ... naja, die Filter lassen grüßen! Im Großgerät ist der Supernovaüberrest einfach gigantisch... Genuss pur!!!

Gegen 1:30 Uhr führte uns die Himmeltour hinunter zum Mars. Wir wurden nicht enttäuscht. Visuell konnten wir am Apo das bessere Bild wahrnehmen. Im 16"er wurde die Luftunruhe mitvergrößert und das Flimmern verstärkte sich. Ein kleiner "Running-Man" erschien auf der orange-roten Oberfläche (die Formationen der Dunkelregionen auf Mars sahen tatsächlich wie ein laufendes Strichmännchen aus) und das große Gebiet Hellas erstrahlte in hellem gelb.

 P. Christoph Gerhard OSB, Ralf Mündlein

Natürlich waren Ralf und Christoph mit dem visuellen Anblick alleine nicht zufrieden zu stellen. Es musste noch eine Aufnahmereihe her! Nach der Devise: "Wann, wenn nicht jetzt!" wurde schnell umgebaut. Und schon zog eine fiese, schwäbisch, gewittrige Wolkendecke von Süden herauf. Weg war das feurige leuchten des Kriegsgottes. Christoph schob die Regler im Programm hin und her, um die Helligkeitsunterschiede auszugleichen, bis der Planet völlig verschwunden war. Immer wieder kam er dann kurz zum Vorschein, um die Astrofotografen zu foppen. Nach einer sehr spannungsreichen Wolkenphase konnte der Planet doch noch in unterschiedlichen Farbfiltern auf den Chip gebannt werden.

Nach zwei Uhr morgens beendeten wir zufrieden und kein bisschen müde unsere sehr reichhaltige und unterhaltsame Beobachtungsnacht. Nachdem wir noch gut 20 Minuten brauchten, bis jedes Okular im richtigen Koffer verstaut, und jeder Deckel seinen "Topf" gefunden hatte, verließen wir mit 7maligem Rütteln die Sternwarte.

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