Skip to main content

Aktuelles

Besuch auf dem Mt. Wilson

Am 3. April 2016 hatte ich Gelegenheit das Mt. Wilson Observatorium zu besuchen. Durch Fr. John (Claretiner) ergab sich die Möglichkeit, den Sonnenastronomen Steve Pardilla an seinem Arbeitsplatz zu treffen. Wir waren um 11 Uhr morgens die ersten Besucher. Selbstredend, dass wir als die letzten Besucher gingen, als die Tore schon geschlossen waren...

Steve Padilla zeigte uns das 150 foot Sonnenteleskop an dem er noch immer als pensionierter Astronom arbeitet. Die Brennweite ist also Name: Ca. 50 m Brennweite ergibt ein Sonnenbild von etwa 50 cm Durchmesser. Es wird von einem 12" Coelostaten erzeugt.  

Steve zeichnet seit über 40 Jahren die Sonnenflecken elegant mit der Hand und macht Spektroskopie von der Sonnenoberfläche. Dazu ist fast 20 m unter der Erde ein Littrow-Spektrosop-Gitter versenkt, das das Spektrum wieder nach oben auf den Arbeitstisch reflektiert. "Homofokal" in Bestform! Ergebnis seiner Arbeit war lange Zeit auch ein Magnetogramm von der Sonne, das automatisch durch Photomultipler aufgezeichnet wurde, die in einem  programmierten Raster über die Sonnenoberfläche gefahren wurden.

Die "Rührbox", die Steuerung des Teleskops, erinnerte mich doch sehr an meine betagte FS2-Steuerung. Das Computersystem aus den 70er Jahren ist leider vor einigen Jahren "ausgestiegen" und außerdem gibt es ja Soho und SDO im Weltraum, sodass der offizielle Wissenschaftsbetrieb praktisch zum Erliegen kam. Steve´s 300 Tage im Jahr gezeichneten Sonnenflecken werden aber noch immer eingescannt und im Internet veröffentlicht. Das Sonnentelsekop hatte bislang prominente Besucher: Einstein in den Dreißiger Jahren und Stephen Hawking in den Siebizigern - und meine Wenigkeit im 21. Jhdt.

Nach einer kurzen Stärkung nahmen wir an einer geführten Tour teil. So wurde uns die Geschichte vom Mt. Wilson und dem Observatorium von Barry Macdoll nahe gebracht. Es begann mit Mr. Wilson, der in eine der führenden mexikanischen Familien von Los Angeles einheiratete und dadurch ein großes Stück Land nach seinem Namen bannt wurde. Er versuchte sich zunächst mit Weinbergen und später mit Hotels. Nichts brachte wirklich einen wirtschaftlichen Erfolg, zum Glück für die Astronomie! Seine wirkliche Bestimmung bekam der Berg erst, als die Astronomen in Person von Mr. Hale auf ihn aufmerksam wurden. Nachdem Messungen seine Astronomietauglichkeit bewiesen - damals noch dunkel und bestes Seeing -, wurden Pläne  geschmiedet. 
Hale hatte das Yerkes-Obersvatorium an der Ostküste mit dem größten Linsenteleskop der Welt gebaut. Aber er suchte - wie alle Astronomen - nach mehr Öffnung. So kamen sie dazu größere Reflektoren zu bauen, da sie mechanisch stabiler waren. Zunächst war es das 60" Hooker-Teleskop zu dem sich später das 100" Teleskop kam. An ihm machte Edwin Hubble zwei der wichtigsten astronomischen Entdeckungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: die extragalaktische Entfernung der Andromedagalaxie und damit die Erkenntnis, dass die Spiralnebel eigene Sternsysteme waren und die Rotverschiebung.
Auf dem Weg mit der Gruppe wurde das Sonnenteleskop der Gruppe nochmals von Steve geduldig erklärt. Der Besuch des 100" Teleskops war eine der Höhepunkte der Tour. In der riesigen Kuppel zu stehen und das große Teleskop vor sich zu haben, an dem Hubble, Zwicky, Minkowskie und andere Größen ihre Entdeckung gemacht haben ist schon was Tolles. Das Teleskop selbst habe ich nur in einer Ecke auf dem Boden kniend ins Bild gebracht!

Abschluss der Tour war das Vorstellen der Interferometrie auf dem Mr. Wilson. Das derzeit einzig verbliebene wissenschaftliche Programm auf dem Berg. Sechs Teleskope sind durch Lichtröhren miteinander verbunden und können so eine höhere Auflösung erreichen. Die Führung dauerte über zwei Stunden und war sehr gut verständlich! Barry Macdoll did a great Job!

Auf dem Weg mit der Gruppe begleitete uns schon Norm Vargas ein junger Kollege von Steve. Er ist im Chara-Projekt engagiert, das schon die erwähnten sechs ein Meter Teleskope auf Mt. Wilson betreibt, die für Interferometrie miteinander verbunden werden. Zwei der sechs Teleskope haben adaptive Optik, um eine höhere Empfindlichkeit zu erreichen. Die maximale Basislinie ist 400 Meter, damit lässt sich eine Aulösung besser als 0,001" erreichen. Die "Arme" des Interferometers zeigen nach Süd, Ost und West. 
Das gesammelte Licht wird durch Vakuum-Röhren in ein größeres Gebäude mit einer riesigen optischen Bank gebracht. Es kann im visuellen aber auch im infraroten Licht gearbeitet werden. Leider reicht es nur für Objekte bis 6-7 mag. Dafür sind verschiedene Setups für jeweils sechs Lichtstrahlen angebracht, die Parallel (!) betrieben werden können. Ich habe nur so gestaunt! und endlich auch einmal was von Interferometrie verstanden - Dank Norm Vargas!

Mit Steve schauten wir dann beim 60" Teleskop vorbei, das man übrigens auch mieten kann: 950$ für die halbe Nacht, 1700$ die ganze Nacht. Ein Spottpreis! Immerhin besteht die Möglichkeit 23 Leute noch mitzubringen und ggf einen Catering-Service dazu, damit es auch nicht hungrig wird am Berg. Anlass könnte zB eine Geburtstagsfeier eines Millionärs sein...

Ein letzter Besuch galt dem sogenannten "Monastery" des Berges, in dem die Astronomen schliefen und aßen. Ich fühlte mich gleich zu Hause! Der Speiseraum mit tollen DeepSky Bildern an der Wand gefiel mir spontan am besten. Übrigens machte von dort aus Michelson auch die erste Messung der Lichtgeschwindigkeit zum gegenüberliegenden Berg Mt. Boldy (kahler Berg) oder San Antonio. Wissenschaftsgeschichte, wohin man trat auf dem Berg, falls da nicht gerade eine Rattle-Snake war.
Mit Steve´s Hilfe fanden wir aus dem Gelände der Astronomen, die sich für eine wahrscheinlich bewölkte (!) Nacht rüsteten.

Kommende Veranstaltungen